Lippischer Ausbildungsmarkt: Spitzengespräch zur aktuellen Situation
Zu einem Spitzengespräch zur aktuellen Situation auf dem Ausbildungsmarkt in Lippe fanden sich auf Einladung von Barbara Schäfer, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Detmold, und Landrat Dr. Axel Lehmann wichtige Akteure im Übergang von der Schule in den Beruf zusammen. Sie wollen die Entwicklungen eng begleiten, um schnellstmöglich und abgestimmt reagieren zu können. Der Tenor: Ausbildung ist weiterhin möglich, aber es fehlen direkte Kontakte, um Beziehungen zwischen Unternehmen und Jugendlichen aufzubauen.
Die Corona-Pandemie hat auch den Kreis Lippe weiterhin fest im Griff, und das hat weitreichende Folgen. Da Jugendliche und Unternehmen durch die eingeschränkten Möglichkeiten zum persönlichen Kennenlernen immer schlechter zueinanderfinden können, sinkt die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge langsam, aber stetig. Um die aktuelle Situation zu diskutieren und nach Auswegen aus dieser Situation zu suchen, trafen sich die Spitzen von Kreis, Agentur für Arbeit, Kammern, Deutschem Gewerkschaftsbund und weiteren Institutionen.
Im Rahmen des Spitzengesprächs wurde ein 5-Punkte-Plan beschlossen, um bis zum Herbst Aktivitäten gemeinsam zu verstärken. So sollen Unternehmen, Jugendliche und deren Eltern aktiviert werden, sich um duale Ausbildung zu bemühen. Für die Jugendlichen soll die Erreichbarkeit der Angebote und Institutionen erhöht werden. Alle bisherigen Angebote sollen noch besser vernetzt und gebündelt werden, damit kein Jugendlicher verloren geht. Insbesondere auch während der kommenden Sommerferien werden Angebote gemacht, um die Perspektiven für das laufende Jahr aufzuzeigen. Das sogenannte Matching, also die Zusammenführung von Unternehmen und Jugendlichen, soll weiter verbessert werden. Die Website der gemeinsamen Initiative „Zukunft Ausbildung in Lippe“ bündelt dazu die Informationen (s. Kasten). Sie soll weiter ausgebaut werden, um Jugendlichen einen zentralen Überblick über Akteure und Angebote in Lippe zu bieten.
Eine Vielzahl digitaler Angebote wurden in den vergangenen Monaten wiederholt zur Verfügung gestellt. Die Jugendlichen nehmen diese Angebote leider nur selten wahr, obwohl sie auch auf diesem Wege Ausbildungsstellen finden können. Lautet die Konsequenz jetzt: Keine digitalen Angebote mehr? „Das wäre die falsche Reaktion“ sagt Barbara Schäfer, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Detmold: „Präsenztermine sind leider fast gar nicht möglich, wir steigen daher auf alternative Kontaktmöglichkeiten wie Internet, Telefon oder Videokommunikation um. Beratung und Unterstützung auf dem Weg in die Zukunft ist auch virtuell erfolgreich.“ Das nötige allen einen langen Atem ab. Sobald persönliche Kontakte unter Einhaltung auch strengster Hygienevorschriften möglich sind, werden alle Akteure wieder an oder in der Schule ansprechbar sein. Landrat Dr. Lehmann: „Die Schulen wünschen für die Jugendlichen den persönlichen Austausch, dass Gespräche von Mensch zu Mensch wieder möglich sind.“ Die oft nicht einfach zu klärende Frage, wer sich unter welchen Umständen wann mit wem und wo treffen darf, erschwere die Unterstützung der Jugendlichen und sorge oft für Frust bei allen Beteiligten.
„Auf Dauer besteht die reale Gefahr, dass sich Jugendliche von Ausbildung abwenden und Unternehmen, die keinen Nachwuchs mehr finden, ihre Aktivitäten einstellen“, so Dirk Menzel, Leiter der Koordinierungsstelle Schule-Beruf. Dies müsse unbedingt verhindert werden.
Die lippischen Berufskollegs können die Jugendlichen in aller Regel aufnehmen, aber, so die einhellige Meinung, duale Ausbildung solle im Vordergrund stehen. Daher unterstützen die Schulen Angebote, die Jugendliche direkt in Ausbildung vermitteln. Damit dies gelinge, müsse es aber wieder persönliche Kontakte vor Ort geben, sobald das möglich sei.
„Lassen Sie nicht nach, auch weiterhin auszubilden“, so der Appell von Landrat Dr. Axel Lehmann an die Unternehmen. Barbara Schäfer ergänzt: „Es gibt nach wie vor Ausbildungsplätze in vielen Branchen. Jugendliche, die auf der Suche sind und unterstützt werden möchten, können sich bei der Agentur für Arbeit, der IHK, der Handwerkskammer, der Kreishandwerkerschaft und vielen weiteren Partnern melden.“ Eine solide Ausbildung sei, so Landrat Dr. Axel Lehmann, immer noch ein sehr guter Weg in eine gesicherte Zukunft in Lippe.
In zwei Wochen treffen sich die Partner der Initiative erneut, um weitere Schritte vorzubereiten.
Hintergrundinformation: „Zukunft Ausbildung in Lippe“
Die Initiative „Zukunft Ausbildung in Lippe“ wurde im Mai 2020 als Reaktion auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Ausbildungsmarkt gegründet. Beteiligt sind der Kreis Lippe, die Agentur für Arbeit Detmold, die IHK, die Handwerkskammer, die Kreishandwerkerschaft, alle Berufskollegs des Kreises und viele weitere Akteure im Übergang Schule-Beruf. Alle Partner wollen ihre Angebote vernetzen und Kräfte bündeln, um Jugendliche in diesen Zeiten bestmöglich auf dem Weg in den Beruf zu unterstützen. Zentrale Informationsstelle für Jugendliche, Eltern und Unternehmen ist die Website www.zukunft-ausbildung-lippe.de, von dort sind die Angebote aller Akteure zu finden. Die Initiative wird koordiniert von Schu.B, der Koordinierungsstelle Schule-Beruf im Kreis Lippe, Telefon 05261/7080-815, kontakt@lippe-schub.de oder www.lippe-schub.de. |